Zur Wahrheit und Reduktion in der Architektur

Author
Architekt DI Hans Peter Machné
Datum
12.9.2018
Lesedauer
2
Minuten
Facebook Logo
Auf Facebook teilen

Über Aristoteles, Spinoza zu SerresEs ist nicht die Frage was ist, sondern was kann etwas.Aristoteles  akzeptierte nicht das etwas ohne dahinterstehende Wahrheit ( der 1. Beweger) existieren kann. Er verzweifelt am Problem der Wahrheit; einerseits kann es in den reinen Sinnesdingen keine einzige (eine) Wahrheit geben, weil alles in Bewegung ist, andererseits kann er die Mischung in der es weder falsch noch richtig gibt nicht gelten lassen. Was aber wenn eben, nicht die Frage nach der Wahrheit, also das „Was ist der Raum“, sondern vielmehr die Frage nach der Wirkung, also „Was kann der Raum“ das erste (also die Ursache) ist. Das bedeutet, dass nicht das „Ist“ Ursache ist, sondern die Wirkung Ursache ist.Nicht: es hat etwas diese Wirkung weil es dieses ist, sondern es ist dieses weil es diese Wirkung hat.Die Frage „Was ist Architektur“ ist also evident unwichtig, weil das auch innerhalb von wenigen Jahren jedes Mal anders zu Beantworten ist. Die Frage was kann Architektur ist viel wichtiger. Laut Spinoza muss man sich in die Mitte der Dinge begeben , um ihre Affektionen zu verstehen und dann mit ihnen umgehen zu können. Entweder etwas verstärkt das andere oder es zersetzt es; in jedem Falle hat es einen Affekt.Dies führt zu ganz anderen Denk- und Entwurfsprozessen in der Architektur.. Daraus entstehen Gestaltungen die unmittelbar und direkt wirken.Spinoza lebte und schrieb  später als Aristoteles.Die Diskussion (Kritik), dass das was aus dieser Haltung heraus entsteht  zufällig ist, ist zu entgegnen, dass es nicht Zufall oder Willkür ist, etwas in einen lange schon geschriebenen Kontext einzubinden, sondern nur keinen Anspruch auf dahinterliegende Wahrheiten oder ewige Prinzipien (wie zum Bespiel die perfekte Konstruktion, das reine Material, oder der reduzierte Raum) erhebt. Das Leben ist vielfältiger und Komplexer als die im Labor/Reisbrett gültigen Konzepte und bereinigten Versuchsanordungen.Der Anspruch mit einer geschönten, vereinfachten  und reduzierten Architektur etwas „Ausdrücken“ zu wollen entspringt einer aristotelischen Wahrheitssuche. Wozu aber Wirkung (Affektion) symbolisieren , wenn die Affektionen selbst vorhanden sind.  Weiter: die Reduktion verstärkt bis zu einem gewissen Grade der Wirkung,  aber ab  einer gewissen Schwelle befindet sich die Reduktion vor allem wenn sie einhergeht mit „Konsequenz“ wieder in die Sackgasse der Suche nach der Wahrheit ohne zu verstehen, dass Wahrheit, eben erst durch Wirkung entsteht. Durch die Mischung agieren die Dinge miteinander, nur so  entsteht Bewegung. Wenn alle Dinge nur seien würden um der Idee willen, würde nichts entstehen können. Das eigentliche Objekt verschwindet angesichts der Verbindungen.Materie existiert nicht, sie entsteht erst aus den Verknüpfungen der Elektronen untereinander.Aristoteles versucht bis zum Buch V zu beweisen, dass etwas nicht das Gegenteil von sich selbst sein kann, muss aber einräumen, dass der Beobachter unterschiedliche Wahrheiten wahrnimmt, je nach eigener Verfassung. Daher:Architektur muss das Gegenteil von sich selbst sein